Aktuelles | 11.05.2024

Feierlichkeiten zum Europatag

Der 9. Mai ist der jährliche Gedenktag für die Gründung der Europäischen Union. In allen Mitgliedsländern der Europäischen Union finden zahlreiche Veranstaltungen zu diesem wichtigen Anlass statt. Eine davon war eine Fahrt mit einer historischen Straßenbahn in Wien, organisiert von der Europäischen Akademie Wien.

Die neu gewählte Vizepräsidentin dieser Organisation Michaela Jana Löff, die diese außergewöhnliche Fahrt in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten der Europäischen Akademie Wien, Michael Wiesinger, organisiert hat, ist auch Mitglied unseres Vereins. Auf ihre Einladung hin stiegen zwei Dutzend Fahrgäste in die historische Straßenbahn ein. Darunter waren auch Vertreter:innen mehrerer tschechischer und slowakischer Vereine in Wien.

Der Verein Marjánka wurde durch seine Vorsitzende Martina Canova und die stellvertretende Vorsitzende Monika Caudr vertreten. Weitere Vertreter:innen der Vereine waren Pavel Pachta und Marie Pachtová – Alumni CZ Austria, Hana Herdová – Verein Adria, Vladimír Mlynář – Österreichisch-Slowakischer Kulturverein, Dagmar Toufarová – Wiener freie Blätter. Jeder stellte die Aktivitäten seines Vereins und die Angebote für Interessierte vor. Auch einige politische Vertreter:innen nahmen an dieser einmaligen Fahrt mit der historischen Straßenbahn teil: Lukas Mandl, Mitglied des Europäischen Parlaments, Rainhard Kloucek, Präsident bei Paneuropa-Bewegung Österreich, und Caroline Hungerländer, Abgeordnete zum Wiener Landtag und Gemeinderat. Weitere Vertreter:innen der Europäischen Akademie waren Vizepräsident Fritz Pöltl und Generalsekretärin Ingrid Pöltl.

Während der einzigartigen Fahrt hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Schönheit Wiens aus einer neuen Perspektive zu erleben. Die lokalen Denkmäler und ihr reiches kulturelles Erbe bringen uns zusammen und erinnern uns an unseren gemeinsamen Weg und unsere Werte. Die gesamte Fahrt wurde vom ORF-Team begleitet. Zu sehen ist der Beitrag in den Sendungen WIR | ČEŠI, HRVATI, MAGYAROK, ROMA, SLOVÁCI, SLOVENCI am 7.6.2024 in ORF 2 um 10:40 und am 9.9.2024 in ORF 3 um 9:00 sowie in der Sendung Tschechisch-Slowakisches Magazin Ozveny, 16.6.2024 in ORF 2 Wien um 14:05.

Wir danken, dass auch unsere Vereinigung an diesem besonderen Ereignis teilhaben konnte. Es war ein unvergessliches Erlebnis, das an die Vergangenheit erinnerte und gleichzeitig die Gegenwart feierte.

Zum Abschluss eine kleine Reflexion von der derzeitigen Vorsitzenden des Vereins Martina Canova:

Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit

Wir schreiben das Jahr 2024 und leben in einem freien Europa, das offen und tolerant ist und die Völker zusammenführen will. Wir sollten dies zu schätzen wissen, denn es war nicht immer so.

Meine Großmutter wurde während des Ersten Weltkriegs im sudetendeutschen Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie in eine große Familie hineingeboren. Sie erlebte dessen Zerfall, die Gründung des unabhängigen tschechoslowakischen Staates und das Protektorat Böhmen-Mähren. Neun Geschwister wurden nach dem Krieg nach Deutschland deportiert, die Familienbande wurden unterbrochen, und ihre Muttersprache – Deutsch – war in der befreiten Tschechoslowakei mehrere Jahrzehnte lang nicht willkommen.

Meine Mutter wurde während des Zweiten Weltkriegs geboren. Sie kannte ihre Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen nur aus Erzählungen und von Fotos. Zunächst gab es keine finanziellen Mittel für Reisen ins Ausland, später waren Reisen in den Westen nicht mehr erlaubt. Hinter dem Stacheldraht, der bis 1989 die Grenzen des Landes schmückte, lauerte eine große Gefahr, sagt sie. Obwohl sie getauft war, durfte sie als Lehrerin nicht in die Kirche gehen, aber die Erweiterung ihrer Bildung im Marxismus-Leninismus war Pflicht.

Ich wuchs hinter diesem Zaun auf, gut geschützt durch ein System, das mir vorschrieb, wie ich zu leben hatte, aber vor allem durch eine Familie, die gelernt hatte zu überleben und es vorzog, sich nicht in die Politik einzumischen. Ich hatte eine schöne und glückliche Kindheit.
An der Universität begann man, mich im Marxismus-Leninismus zu unterrichten, aber bevor ich mich auf dem Campus zurechtfinden konnte, war die Novemberrevolution über uns gekommen und wir klingelten auf dem Wenzelsplatz.

Erst im Nachhinein wird einem bewusst, was es bedeutet, in einem freien Europa zu leben. Sich frei bewegen zu können, zu arbeiten, zu reisen, seine Wurzeln zu bewahren und seine Kinder in diesem Geist zu erziehen.
Eine Fahrt mit einer historischen Straßenbahn hat mich an all dies erinnert. Jeder, der darin gesessen ist, hat eine andere Geschichte, aber wir alle glauben an eine gemeinsame Zukunft.

Wien, 10.06.2024

Zusammen unterwegs mit einer historischen Straßenbahn

Organisatorin Michaela Jana Löff mit Lukas Mandl, Mitglied des Europäischen Parlaments

Michaela im freundschaftlichen Gespräch mit Vertretern tschechischer und slowakischer Verbände in Wien

Gemeinsames Foto den geladenen Gäste