Geschichte, Gegenwart & Zukunft
Tschechische und slowakische Volksgruppe in Österreich
Geschichte
Die Geschichte sowohl der tschechischen als auch der slowakischen Volksgruppe in Österreich reicht weit in die Vergangenheit zurück. Tschechische, slowakische, aber auch österreichische Historiker haben der Volksgruppe(n) ihre Aufmerksamkeit geschenkt und so wurden etliche wissenschaftliche Aufsätze und Monographien zu dieser Thematik veröffentlicht.
Die Spuren der Existenz der Tschechen sowohl in der Vergangenheit als auch im gegenwärtigen Leben Wiens kann man nicht übersehen. Tschechische Namen, Lehnwörter im Wiener Dialekt und Gerichte böhmischer und mährischer Ursprungs, die einen festen Platz auf der Wiener Speisekarte einnahmen, sind vielleicht die markantesten Merkmale der Existenz der tschechischen Volksgruppe in Wien. Zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten Österreichs haben ihren Ursprung in der tschechischen Minderheit, egal, ob sie bewusste Mitglieder dieser Minderheit oder völlig assimilierte Angehörige der österreichischen Gesellschaft waren oder sind.
(Quelle: Vlasta Valeš, Die Wiener Tschechen einst und jetzt/Vídeňští Češi včera a dnes, Praha 2004, S. 62-63)
Gegenwart
Das Leben in einer Minderheit kann mit dem Leben eines Dorfes verglichen werden, wobei jede Organisation durch ein Wohnhaus repräsentiert wird. Wie in jedem richtigen Dorf gibt es auch in unserer Minderheit eine Kirche, eine Schule, viele Kneipen, Zeitungen und Zeitschriften, die über das Leben der Volksgruppe berichten. Sogar in staatlichen Medien gibt es eigene Volksgruppensendungen. Sowohl die tschechische als auch die slowakische Gemeinschaft entwickelt sich ständig weiter. In der Minderheit gibt es zahlreiche Vereine und Organisationen, die in den Bereichen Bildung, Kultur, Sport und Religion tätig sind.
In Wien ist das Angebot an tschechischen, slowakischen oder tschechisch-slowakischen Vereinen groß. Es gibt einen Chor, ein Amateurtheater, kulturelle Organisationen, die Veranstaltungen für die Volksgruppe organisieren, Folklore- und Tanzgruppen, Sportvereine, katholische Vereinigungen und Bildungseinrichtungen. Es gibt auch Vereine, die Podiumsdiskussionen und Vorträge mit interessanten Persönlichkeiten veranstalten oder Führungen, Networking und Ausflüge organisieren. Neben diesen registrierten Organisationen gibt es viele Interessengruppen, die ihre eigenen Aktivitäten ad hoc veranstalten, sowie verschiedene Plattformen zum Informationsaustausch. Außerdem gibt es einige Gasthäuser, die köstliche tschechische und slowakische Gerichte anbieten. Auch Ärzte, Rechtsanwälte, Übersetzer mit tschechischen oder slowakischen Kenntnissen sind nicht schwer zu finden.
Zukunft
Die Antwort auf die Frage, wie lange noch die tschechische Minderheit fähig sein wird, dem Assimilationsdruck zu widerstehen, ist von vielen Faktoren abhängig. Im Stadtmilieu, wo die Minderheit zerstreut unter der Mehrheitsbevölkerung lebt und im weit höheren Maße gemischte Ehen schließt, ist die Geschwindigkeit der Assimilation höher als bei Minderheiten, die in kompakter Besiedlung im ländlichem Milieu leben. Ein wichtiger Faktor, der auf die Bereitschaft sich zu assimilieren wirkt, ist nicht nur das Image der Minderheit, sondern auch das Image des Mutterstaates bei der restlichen Bevölkerung in dem Lande, wo die Minderheit lebt.
(Quelle: Vlasta Valeš, Die Wiener Tschechen einst und jetzt/Vídeňští Češi včera a dnes, Praha 2004, S. 62)
Wie unsere Volksgruppe in Zukunft aussehen wird und was Historiker eines Tages über ihr Leben im 21. Jahrhundert schreiben werden, hängt von den Bemühungen und Aktivitäten jedes Einzelnen von uns ab. Wenn du auf der Suche nach tschechischen oder slowakischen Organisationen, Medien oder weiteren Kooperationspartnern bist, haben wir für dich ein paar nützliche Links ausgesucht.